Werde Teil der globalen Nachbarschaft

Stell Dich an die Seite von Saúl Luciano Lliuya und der Menschen in Huaraz, die von einer Flutkatastrophe bedroht sind.

"Die Klimakrise macht uns zu globalen Nachbar:innen" - Saúl am Brandenburger Tor

Am 15. September war globaler Klimastreik. Über 250.000 Menschen waren in verschiedenen Städten Deutschlands auf der Straße. Saúl wäre gerne selbst in Berlin dabei gewesen. Er war von Fridays for Future eingeladen worden, vor dem Brandenburger Tor seine Geschichte zu erzählen. Er hat den Kolleg:innen von Germanwatch seine Rede geschickt, um sie in seinem Namen vorzutragen.

Die Videoaufzeichnung des Beitrags von Saúl kann hier angeschaut werden (ab. Minute 18:15)

Saúls Rede:

¡Hola y buen día!

Hola estimados amigos activistas por el clima! Mi nombre es Saúl Luciano Lliuya. Ich arbeite als Kleinbauer und Bergführer in den Hoch-Anden.

Ich lebe mit meiner Frau und meinen zwei Kindern auf über 3000 Metern Höhe in Huaraz in Peru. 

Seit über 20 Jahren steige ich hoch auf die Gipfel.

Dabei beobachte ich, wie die Berge sich verändern. Die Gletscher sind längst nicht mehr das, was sie mal waren.

Wegen des Klimawandels ziehen sie sich zurück.  

Oben am Gletschersee Palcacocha kann man es deutlich sehen. Immer mehr schmilzt das Eis und tritt das dunkle Gestein hervor.

Hinter dem See türmt sich eine fast 2000 Meter hohe Felswand auf. Mit bloßem Auge kann man sehen, wie das Wasser aus der Wand läuft. Der Berg weint.

Es plätschert und kracht. Immer wieder stürzen Gesteinsbrocken ins Wasser.

Seit 1970 ist der Palcacocha See das 34-fache angewachsen. Seit 2003 sogar um das Vierfache.

Immer wieder kommt es zu Gletscherabbrüchen. Sie können große Wellen auslösen.

Der Schutzdamm, an dem mein Vater mitgebaut hat, ist nur 7 Meter hoch. Er könnte einer großen Flutwelle nicht standhalten.

Eine Flutwelle würde mein Haus zerstören. Mit meiner Familie leben über 50.000 Menschen in der sogenannten Risikozone.

Wir würden alles verlieren. Schon 1941 hat eine Flut Teile der Stadt zerstört. Über 1000 Menschen sind gestorben, obwohl damals die Lagune viel kleiner war.

Wenn man durch die Stadt läuft, sieht man nun überall Evakuierungsschilder. Jeden Tag könnte eine Katastrophe passieren.

Wir leben von der Landwirtschaft. Wir haben Tiere und bauen Mais und Heilpflanzen an.

Die Gletscher versorgen uns mit Wasser. Doch absehbar wird es weniger. Auch die Regenzeiten verschieben sich. Der Klimawandel verändert alles.

An einiges können wir uns anpassen, doch nicht an eine Flutwelle.

Ganz Peru hat weniger zum Klimawandel beigetragen als der eine Konzern RWE. Und wir Kleinbauern schon gar nicht.

Doch wir müssen mit den Konsequenzen leben.

Das ist ungerecht!

Deswegen habe ich eine Klage eingereicht.

Nur 100 Unternehmen weltweit sind für 71% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

RWE ist eins von ihnen.

RWE schadet mit seinem Geschäftsmodell nicht nur den Menschen in Deutschland, sondern auch hier in den Anden.

RWE hat 0,47 % zu den globalen Emissionen beigetragen, nun soll der Konzern 0,47% der Kosten für den Schutz unseres Zuhauses übernehmen.

Das Gericht in Hamm hat bereits gesagt: ja, juristisch trägt meine Argumentation. Und jetzt sind wir in der wissenschaftlichen Beweisaufnahme.

Seit 8 Jahren kämpfe ich vor Gericht für Gerechtigkeit.

Auf diesem Weg habe ich so viel Zuspruch und Unterstützung bekommen. Das zeigt mir: Ich bin nicht allein.

Die Klage macht deutlich: ob in Huaraz, im Ahrtal oder auf Rhodos: die Klimakrise betrifft uns alle. Sie macht uns zu globalen Nachbarn.

Nur gemeinsam können wir erreichen, dass Unternehmen und Regierungen Verantwortung übernehmen, bevor es zu spät ist.

Danke für eure Solidarität! Danke, dass Ihr auf der Straße seid.

Saludos desde Huaraz. GRACIAS!

 

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