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"Jetzt verbrennt die Sonne das Land, und der Regen kommt unregelmäßig!" - Interview mit Inés Yanac von Wayintsik

Inés Yanac hält einen Workshop in Peru.

Wir arbeiten eng mit der lokalen NGO Wayintsik zusammen. Wayintsik Perú (Quechua: Unser Zuhause) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation mit Sitz in Huaraz, die Projekte zur ökologischen und sozioökonomischen Entwicklung in den Gemeinden der Region Cordillera Blanca realisiert. Dabei geht es besonders um den Wissenstransfer über Klimawandel und die Unterstützung bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen im Bereich Landwirtschaft, Viehzucht und Wassermanagement.

Wir haben dazu mit Inés Yanac gesprochen, der Leiterin von Wayintsik, die uns erzählt hat, wie die Gemeinden in Peru von der Klimakrise betroffen sind.

Inés, erzähle uns zunächst etwas über deine Geschichte.

Ich stamme aus einer Bauernfamilie aus dem Dorf Pariapata in der Cordillera Blanca in den peruanischen Anden. Aufgewachsen bin ich mit der Quechua Sprache. Meine Großeltern und Eltern haben mir von klein auf beigebracht, die Pachamama (Mutter Erde) zu pflegen und die natürlichen Ressourcen zu erhalten und zu schützen. Alles in unserer Umwelt hat Leben, auch wenn manche das nicht genug schätzen. 

Wie spürt ihr die Auswirkungen der globalen Erwärmung in der Cordillera Blanca?

Der Klimawandel in der Cordillera Blanca ist sehr besorgniserregend. Früher waren die klimatischen Bedingungen stabiler, und die Zyklen von Regen und Frost waren vorhersehbar und regelmäßig. Die imposanten Gletscher waren immer sichtbar, und es gab ausreichend Wasser für die Landwirtschaft. Heute führen die abrupten klimatischen Veränderungen zu Wasserknappheit und reduzierter landwirtschaftlicher Produktion, was besonders die Landbewohner:innen trifft.

Die Dorfbewohner bemerken deutliche Veränderungen im Wetter. Sie sind besorgt über ihre Zukunft und die Landwirtschaft, die durch Klimaschwankungen und Krankheiten beeinträchtigt wird. Früher war das Klima gemäßigter und die natürlichen Ressourcen verlässlicher. Jetzt verbrennt die stärkere Sonne das Land, und der Regen kommt unregelmäßig, manchmal zu spät oder zu heftig, was die Bewässerung und den Pflanzenanbau erschwert. Die schneebedeckten Berge liefern weniger Wasser, viele natürliche Brunnen sind verschwunden, und einige Flüsse sind durch den Gletscherrückgang verseucht. Zudem zerstören häufige Hagelstürme und Frost die Ernten.

Was ist Wayintsik Perú?

Wir sind eine unabhängige, gemeinnützige peruanische Organisation und haben uns der Förderung und Generierung von Wissen über Klimawandel, Klimagerechtigkeit, Wasser und andere Themen durch Sensibilisierung und Forschung verschrieben. Damit wollen wir die Lebensbedingungen und Perspektiven der Bevölkerung verbessern, die von den Auswirkungen der globalen Erwärmung am stärksten betroffen ist. 

Warum heißt eure Organisation Wayintsik?

"Wayintsik" ist ein Quechua-Wort, das "unser Haus" bedeutet. Es steht für den Ort, an dem wir leben, die Umwelt, die Menschen, die Welt und die Pachamama (Mutter Erde), die uns mit ihren Ressourcen versorgt, die wir pflegen und schützen sollten, als wäre es unser Zuhause.

Inés Yanac hält einen Vortrag in einer Gemeinde in der Cordillera Blanca.

Inés Yanac hält einen Vortrag in einer Gemeinde in der Cordillera Blanca.

Wie sieht eure Arbeit in den Gemeinden aus?

Wir sind regelmäßig in den Gemeinden der Cordillera Blanca unterwegs, um Aufklärungsarbeit zu den Auswirkungen des Klimawandels zu leisten. Wir bieten Schulungen zu Anpassungsmethoden und biologischen Anbaumethoden an. Ziel ist es, durch kleine Maßnahmen den Treibhauseffekt zu mildern und die Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu stärken.

Außerdem setzen wir Projekte zu Familien-Biogärten um, in denen Gemüse angebaut wird. Diese Projekte ermöglichen es uns, verschiedene Anpassungsoptionen an den Klimawandel zu erproben und zu bewerten. Sie finden in ländlichen Gemeinden wie Yarush, Llupa, Ashtu, Rivas, Ichoca, Cantu und Unchus statt.

Wie helfen die Projekte bei der Anpassung an den Klimawandel?

Mit der Initiative der Familien-Biogartenprojekte in den Gemeinden sind wir dabei, die Resilienzstrategie umzusetzen, um die landwirtschaftliche Tätigkeit bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen: Dürren, geringe Wasserverfügbarkeit in der Trockenzeit, Überschwemmungen, sintflutartige Regenfälle, erhöhte Temperaturen, häufiger Frost und Hagelschlag zu bestimmten Jahreszeiten usw. 

Welche Projekte benötigen die Gemeinschaften in der Zukunft? 

Die Dorfbewohner:innen haben das Gefühl, dass die Behörden mehr tun müssen, um das Problem des Klimawandels abzumildern, und dass es morgen schon zu spät sein könnte, wenn jetzt keine Entscheidungen und Maßnahmen getroffen werden. Gerade die Gemeinschaften erleben die extremen Veränderungen des Klimas und der natürlichen Ressourcen bei ihren alltäglichen Aktivitäten und sind tagtäglich von ihren Folgen bedroht. Daher sind gerade sie besorgt über die Situation.

Trotzdem ist die Hoffnung der Gemeinden noch nicht erschöpft, und sie hoffen weiterhin, dass die lokalen, regionalen und nationalen Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Privatunternehmen sie frühzeitig bei der Umsetzung einiger Projekte zur Anpassung an den Klimawandel und zur Abschwächung des Klimawandels unterstützen. Das könnten zum Beispiel Projekte zur technischen Bewässerung, dem Bau von Bewässerungskanälen, Gewächshäusern, Dämmen oder Stauseen oder die Wiederaufforstung sein.

Vortrag der Direktorin von Wayintsik-Perú, Inés Yanac.

Vortrag der Direktorin von Wayintsik-Perú, Inés Yanac.

Was sind die Zukunftspläne von Wayintsik Perú?

Wayintsik Perú ist Teil einer Plattform für soziale Verantwortung und entwirft und implementiert sektorübergreifende Programme und Projekte für Gemeinden und die allgemeine Bevölkerung zugunsten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in prekären Situationen, die sich hauptsächlich auf Umweltfragen konzentrieren.

Die Bewohner:innen der Gemeinden rufen nach finanzieller Unterstützung für die Umsetzung vieler Projekte, die sie seit langem bei verschiedenen Einrichtungen und Organisationen beantragen. Deswegen benötigen wir Mittel für die Umsetzung von Bewässerungstechniken, den Bau von Gewächshäusern, Bewässerungskanälen, Aufforstung, Stauseen, Dämmen, produktiven Projekten in der Landwirtschaft und der Viehzucht, die auf lange Sicht nachhaltig sind. Wir hoffen, dass wir in naher Zukunft in der Lage sein werden, gefährdete ländliche Gemeinden, die vom Klimawandel betroffen sind, mit einigen Projekten zu unterstützen.

Schaut gerne mal auf der Webseite von Wayintsik vorbei und erfahrt dort mehr über die Arbeit der Organisation. 

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